Querschnittssynderom
Traumatische Querschnittssyndrome
ASIA: die paraplegiologische Untersuchung
AIS: Die ASIA Impairment Scale |
Als Querschnittlähmung versteht man eine Läsion im Rückenmark bei der Funktionen wie Sensibilität, Motorik und vegetatives System (u.a. Blase-, Mastdarm- und Sexualfunktion) betroffen sind. In der Schweiz sind jährlich ungefähr 200 Personen neu von einer traumatisch bedingte Querschnittlähmung betroffen , davon 40% bei Verkehrsunfällen. Man unterscheidet zwischen Tetraplegie und Paraplegie. Die Tetraplegie ist die schwerste Form der Querschnittlähmung und ist Folge einer Schädigung des Halsmarkes: Alle 4 Extremitäten sowie Rumpf sind von der Lähmung betroffen. Die Paraplegie ist die Konsequenz einer Schädigung des Rückenmarkes auf Höhe der Brust- oder Lendenwirbel. Rumpfanteile und untere Extremitäten sind von der Lähmung betroffen. Folgeschäden einer Rückenmarkläsion sind durch Läsionshöhe und Ausmass des Schadens gegeben. Paraplegiologisch wird eine Querschnittlähmung mit der ASIA-Untersuchung beurteilt. Die ASIA-Untersuchung (ASIA = American Spinal Injury Association) und die daraus abgeleiteten AIS (Asia Impairment Scale) geben Auskunft über die Höhe und das Ausmass der Schäden (vollständig bzw. unvollständig). Eine Querschnittlähmung AIS A heisst, dass die Läsion komplett ist. Bei einer AIS B, C, D, E ist die Läsion inkomplett und die Ausprägung des Schadens unterschiedlich. Die ASIA Untersuchung ist ebenfalls für krankheitsbedingte Querschnittlähmungen geeignet. |
Versorgung in der Akutphase.
Behandlung
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Allgemein findet die medizinische Betreuung des akut Querschnittgelähmten (IPS-Phase) in Querschnittzentren statt: Die Akutphase umfasst die Zeit, in welcher der Patient klinisch intensiv betreut wird, ebenfalls immobilisiert ist und in welcher der Erhalt der vitalen Funktionen, der Gelenkbeweglichkeit und der Elastizität der Weichteilstrukturen im Vordergrund steht. Eine operative Behandlung bei Wirbelsäulenverletzungen wird (meist innert 6h) unternommen wenn die Frakturen instabil sind, wenn eine Deformität erwartet wird oder bei inkompletten Querschnittlähmungen wenn eine verschlechternde Neurologie eintritt. Ziel einer Stabilisation ist die Reposition der frakturierten Wirbel, die Dekompression des Rückenmarkes und die Fixation in reponierter Stellung. Dies erlaubt eine schnellere Mobilisation, kürzere Liegezeit und weniger Muskelatrophien. Diese Phase ist abhängig vom Ausmass der Verletzungen. Die Häufigkeit der physiotherapeutischen Massnahmen ist auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt. Bereits beim Eintritt werden die Auswirkungen der Verletzungen auf die Selbständigkeit im Alltag abgeschätzt. Verlorengegangene Fähigkeiten werden wieder trainiert. |
Rehabilitative Massnahmen
Cueing
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Der Übergang zwischen Akutmedizin und Neurorehabilitation ist in den Querschnittzentren fliessend. Im Anschluss an die Akut- und Mobilisationsphase wird erneut das Neurorehabilitationsprogramm den Umständen des Patienten angepasst (Tetraplegie oder Paraplegie, Läsion komplett oder inkomplett). Nach dem bio-psycho-sozialen Modell der Komponenten der Gesundheit sind die Rehabilitationsziele definiert, unter Einbeziehung aller möglichen Faktoren die das Resultat positiv oder negativ beeinflussen können. Höchstes Ziel ist das Erreichen der grösstmöglichen Selbständigkeit und Unabhängigkeit: Sitzbalance, korrektes technisches Stützen, Aktivitäten der Daily Living , Stehtraining, Transfers werden erlernt und gelten als Pfeiler der Rehabilitation. Die dazu gehörenden Hilfsmittel werden nach Mass angefertigt. Das freie Bewegen im Rollstuhl setzt eine individuelle Anpassung und gestaffeltes Training voraus. Anpassungen von Wohnung, Wohnumgebung und Arbeitsplatz, sowie Motorisierung und Mobilität welche die soziale und berufliche Reintegration begünstigen, werden unternommen. Die mindestens jährliche Nachsorge nach Erstrehabilitation zur Weiterführung der Therapie, die Eingliederung und Zustanderhaltung, das Erkennen von Komplikationen und deren Propyhlaxe sind in den Querschnittzentren gewährleiste |