30.12.2013 12:08
Ähnliche Bewegungsmuster bei Mensch und Tier
Viele Tiere bewegen sich nach einem einfachen Prinzip: Viele kleine Bewegungen, die ab und an durch eine größere unterbrochen werden. US-Forscher haben untersucht, ob das auch für Menschen zutrifft.Von Pia Heinemann
Foto: picture alliance / Mary Evans PiWird die Nahrung an einer Stelle knapp, nehmen Honigbienen wieder einen längeren Flug auf sichBild teilen
Bewegung birgt viele Rätsel. So fragen sich Forscher seit Jahren, nach welchem Muster beispielsweise Haie jagen, Bienen Blüten finden – oder Jäger-und-Sammler ihre Routen wählen. Eine der verbreitetsten Hypothesen zu Wandermustern von Tieren und Menschen beruht auf dem sogenannten Lévy-Flug. Diese Form der Bewegung besteht aus vielen kleinen, recht zufälligen Bewegungen, die ab und an von der Bewegung über eine größere Distanz unterbrochen werden.
Für Haie und andere Raubfische konnten Forscher in den vergangenen Jahren klassische Lévy-Flüge beschreiben: Normalerweise schwimmen beispielsweise Haie zufällig umher und fressen, was ihnen vor das Maul kommt. Sie gehen hier praktisch in eine Brownsche-Bewegung über, vom Zufall gesteuert. Ist aber keine Nahrung mehr vorhanden, so überwinden sie eine lange Distanz, bis sie den nächsten Fischschwarm gefunden haben und wieder hin- und her- und vor- und zurückschwimmen. Auch Honigbienen folgen diesem Muster.
Bewegungsprofil des Menschen
Für Menschen war lange Zeit strittig, ob auch sie dem Muster der Lévy-Flüge folgen. Mithilfe von markierten Banknoten und den anonymisierten Daten von Handy-Nutzern wollen Forscher das Hadza Bewegungsprofil des Menschen enttarnen. Vor fünf Jahren stellten Forscher um Albert-László Barabási von der Northeastern University in Boston ihrer Studie mit den Handydaten vor. Darin zeigten sie, dass sich die Bewegungsprofile von Menschen zwar generell mit der Lévy-Formel beschreiben lassen – aber nicht vollständig.
Denn Routine und gesellschaftliche Zwänge wirken sich auf unsere Bewegungsmuster stark aus: Man muss morgens zur Schule oder zur Arbeit, kaufen fast immer im selben Supermarkt ein und planen größere Ausflüge meist nur am Wochenende oder in den Ferien. Aber war das schon immer so?
Wissenschaftler um Brian Wood von der Yale University beschreiben in einer neuen Studie, dass sie die Urform der menschlichen Bewegungen entschlüsselt haben. Im Journal "PNAS" berichten sie, dass sie eine der größten verbliebenen Jäger-und-Sammler-Gruppen der Erde zu einer Kooperation bewegen konnten.
Die in Tansania trugen für diese Studie Armbänder mit GPS-Trackern. So konnten die amerikanischen Forscher ihre Bewegungsmuster nachvollziehen. Und siehe da: Die Hadza verhalten sich im Alltag genauso, wie es das Lévy-Modell vorausgesagt hat. Nachdem sie kurze, zufällige Bewegungen an einem Ort vorgenommen haben, laufen sie weite Strecken bis zu ihrem nächsten temporären Standort. Nun wird also klar, wie sich die Bewegungsmuster seit der Sesshaftwerdung der Menschen verändert haben – und welchen Anteil das moderne Leben daran hat.